Geburtstag: 18. Oktober 1965
Geburtsort: Düren
Größe: 180 cm
Gewicht: 68 kg
Wohnort: Euskirchen
Erster Marathon: 1995 in München
Erster Triathlon: 1997 in Roth
Internetseiten: www.andreasbutz.com, www.laufcampus.com
Hallo Andreas, Du bist Autor, Vortragsredner, Seminarcoach und Lauftrainer – bleibt da der eigene Sport manchmal auf der Strecke?
Es stimmt zwar, dass ich den Großteil meiner vier Jobs im Büro ausübe, aber das tut meiner Begeisterung für eigenen Sport keinen Abbruch. So mache ich nicht nur bei meinen Laufseminaren auf
Mallorca alles mit und leite das Training persönlich, sondern habe auch sonst den Anspruch an mich, mit einem guten Beispiel voranzugehen, wenn ich in Firmen davon spreche, dass Sport die
Leistungsfähigkeit im Beruf erhöht.
Bei vier so unterschiedlichen Jobs frage ich mich schon, wo Du all die Zeit her nimmst. Oder hast Du die Heinzelmännchen von Köln nach Euskirchen gelockt?
Nun ja, ich habe ein Team von freien Mitarbeitern, die vor allem für PR und Vertrieb zuständig sind. Und auch wenn ich mindestens viermal pro Woche laufe (also etwa 40–50 Kilometer), ist das doch
ein überschaubarer Zeitaufwand. Bei konkreten sportlichen Zielen erhöht sich der Umfang allerdings auf ca. 130 Kilometer bzw. 5 bis 6 Einheiten pro Woche.
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Macht Dir einer Deiner vier Tätigkeitsbereiche am meisten Spaß?
Nein! Ich genieße viel mehr die vielfältigen Möglichkeiten und Synergien. Beim Einzelcoaching in meiner Praxis betreue ich meine Kunden individuell mit Trainingsplänen und Leistungsdiagnostik.
Während meiner Laufseminare auf Mallorca habe ich die Chance, mit vielen Kunden gleichzeitig zu trainieren. Und als Buchautor und Vortragsredner in Unternehmen kann ich mein Wissen einfach
multiplizieren. Das ist für mich ein perfekter Mix. Ich habe einfach den besten Job der Welt!
Hast Du noch weitere Ideen, um Dein Spektrum zu erweitern, oder werden die bestehenden Bereiche jetzt eher vertieft?
Bloß nicht noch mehr! (lacht) Mein großes Ziel ist seit ca. 2 Jahren, verstärkt als Vortragsredner in Unternehmen oder bei Krankenkassen aufzutreten. Wenn es mir gelingt, Menschen zu einem
aktiven Lebensstil zu bringen, um gesünder zu leben und in ihrem Beruf erfolgreicher zu sein, ist das ein tolles Gefühl. Übrigens ist Montag für mich der schönste Tag der Woche. Weil sich dann
meine Coachingkunden oder die Vortragsteilnehmer oft per Mail melden, die am Wochenende ihre Ziele erreicht haben.
Bekommst Du denn auch negative Rückmeldungen?
Nein, so gut wie gar nicht. Wer seine Ziele nicht erreicht hat, schreibt mir nicht. Von daher lebe ich mit dem Gefühl, der erfolgreichste Trainer der Welt zu sein! (lacht)
Du arbeitest zurzeit an einem Buch, in dem es um den Zusammenhang zwischen dem Laufen und der Leistungsfähigkeit von Führungskräften geht...
Ja, dabei gehe ich mit meinen Interviewpartnern eine Runde laufen, zum Beispiel mit den Vorstandschefs von der Allianz Versicherung oder Volkswagen China. Das ist wirklich höchst interessant, was
derart erfolgreiche Manager erfahren und zu sagen haben. Und auch sagen...! ;-)
Laut Wikipedia (Stand 4. Juni 2012) hast Du bis Ende 2010 schon 97 Marathons oder Ultraläufe absolviert. Sind denn inzwischen die 100 voll?
Ja! Am 20. Mai habe ich in England beim Brathay Windermere Marathon meinen hundertsten Marathon bzw. Ultra gelaufen.
Ist Dir denn einer dieser hundert Läufe besonders stark in Erinnerung geblieben?
Nun ja, zum Zermatt-Marathon habe ich eine sehr enge Verbindung. Dort veranstalte ich dieses Jahr im Juli schon zum siebten Mal die offizielle Vorbereitungswoche! Es ist einfach der schönste
Marathon, den ich kenne, in äußerst eindrucksvoller Berglandschaft, mit dem Matterhorn immer vor Augen. Die ganze Veranstaltung ist für mich ein Symbol für Erlebnis, Natur, Herausforderung,
Schweizer Qualität und gute Organisation, beste Verpflegung und eine tolle Atmosphäre. Ich bin wirklich stolz, dass Zermatt mein Partner ist!
An wie vielen verschiedenen Läufen hast Du denn teilgenommen?
Ich schätze mal an 60 bis 70. Einer davon ist übrigens meine eigene Veranstaltung, der Quasselultramarathon – ein privater Freundschaftslauf zu Ehren des „decken Tönnes“, wie wir den Schutzpatron
der Marathonläufer hier in der Nordeifel nennen. Die 43,5 Kilometer lange Strecke mit 870 Höhenmetern laufe ich mehrmals pro Jahr. Die Termine werden unter www.decke-toennes.de bekannt gegeben,
und jeder, der Lust hat und fit genug ist, ist herzlich zum Mitlaufen eingeladen.
Du hast Dich auf Marathon- und Ultraläufe spezialisiert. Wieso keine kürzeren Strecken?
Es macht mir einfach mehr Freude, einen Marathon langsam zu laufen als einen 10-Kilometer-Lauf schnell. Abgesehen davon macht ein weiterer Marathon in meiner sportlichen Vita mehr Eindruck, als
wenn ich in meiner Region bei einem Volkslauf meine Altersklasse gewinnen würde. Es ist also auch eine Überlegung, wie ich mich mit meinem Sport deutschlandweit am besten als gutes Vorbild
darstellen kann.
Wie empfehlenswert ist es denn, hundert Marathons zu laufen?
Es gibt keine biologisch erklärbare Grenze für die Länge eines Dauerlaufs. Wer wie ich einen Marathon als Trainingslauf macht, also eine Minute langsamer pro Kilometer als bei einer Ausbelastung
möglich, der macht einen 42,2 Kilometer langen Dauerlauf. Wer also beispielsweise den Marathon in einem 5-Minuten-Schnitt durchlaufen kann, stattdessen aber einen 6er-Schnitt läuft, kann auch
jeden Monat einen langsamen Marathon laufen. Wer aber an seine körperlichen Grenzen gehen möchte, sollte nicht mehr als zwei oder drei Marathons pro Jahr laufen.
Du hast ja mit sehr vielen Läufern direkt zu tun. Laufen denn Männer und Frauen aus den gleichen Gründen?
Im Grunde schon. Ich habe zwar deutlich weniger Top-Managerinnen als Manager interviewt, das ändert aber nichts daran, dass die meisten aus gesundheitlichen Motiven mit dem Laufen beginnen, dann
aber den (sportlichen und beruflichen) Erfolg in den Vordergrund stellen. Und Männer und Frauen haben auch sehr ähnliche Macken, können also beispielsweise ganz schön verbissen sein.
Unterschiede gibt es aber insofern, dass Frauen eher bereit sind, Tipps anzunehmen. So sind auch deutlich mehr als die Hälfte meiner Kunden, die zur Leistungsdiagnostik kommen, Frauen.
Interessant hier ist deren Motivation. Während die meisten Männer besondere Ziele vor Augen haben, eine neue Bestzeit anstreben oder erstmals einen Marathon schaffen wollen und sich ganz konkrete
Tipps von mir erhoffen, machen viele Frauen den Test nur als Selbstzweck und geben eher schwammige Ziele wie „fit bleiben“ an. Das macht es mir als Trainer nicht unbedingt einfacher.
Du hältst u.a. bei einer Krankenkasse den Vortrag „Laufen statt Diät“. Wie schlimm steht es um die Deutschen?
Nun ja, alle zwei Jahre kommt der offizielle Gesundheitsreport für Deutschland heraus, demzufolge inzwischen 60 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen übergewichtig sind. Das liegt neben
einer immer „bequemeren“ Ernährung auch daran, dass wir zu immer mehr Ruhe und Trägheit verleitet werden; die Menschen lernen, dass man sich nicht mehr bewegen muss. So braucht man beim Wii ja
nicht mal mehr zum „Tennisspielen“ das Haus verlassen.
Die Deutschen schauen pro Tag durchschnittlich 3:45 Stunden fern – dazu kommt noch die Zeit, die sie mit Computerspielen und/oder dem iPad verbringen. Klar, dass sie irgendwann glauben „keine
Zeit mehr zum Sporttreiben“ zu haben.
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Es wird also immer wichtiger, die Menschen zur Bewegung zu motivieren...
Genau, und so habe ich nicht nur einen spannenden, sondern auch einen sehr wichtigen Job. Ganz nebenbei ist diese fehlende Breite im Sport auch einer der Gründe dafür, warum es zurzeit keine
international erfolgreichen Marathonläufer gibt. Wer läuft denn noch? Der Deutsche im Durchschnitt gerade mal 700 Meter am Tag. Und wenn die Eltern träge sind und die Kinder Playstation spielen,
vereinsamen die Sportplätze. Es ist halt einfacher, Weitspringern bei Olympia am Fernseher zuzuschauen als selber aktiv in die Sandgrube zu springen. Abgesehen davon, dass keine Masse an
Sportlern zur Verfügung steht, kommt auch die Förderung der talentierten Läufer zu kurz.
Steht für Dich der Spaß oder die Leistung im Vordergrund?
Beides. Die Freude an der Bewegung und das Spüren der eigenen Leistungsfähigkeit! Wobei das eine aus dem anderen heraus kommt. Und wenn jemand eine Sache gern macht, macht er sie in der Regel
auch gut, und so kommt die Leistung dann fast automatisch zustande. Und da für den Spaß eine ordentliche Portion Motivation nicht schaden kann, bringe ich demnächst auch ein Hörbuch zum Thema
Motivation beim Laufen heraus. Ich möchte den Menschen damit auf positive Weise vermitteln, dass sie für ihre Gesundheit in erster Linie selbst verantwortlich sind.
Dann wünsche ich Dir weiterhin alles Gute und viel Spaß bei Deinen künftigen Plänen … und sportlichen Aktivitäten!
(Juni 2012)