Geburtstag: 7. Januar 1964
Geburtsort: Legden im Münsterland
Größe: 180 cm
Gewicht: 72 kg
Wohnort: Hamm
Erster Marathon: 2003
Internetseite: www.hermannwenning.de
Hermann Wenning wurde durch sein Buch „Lauf zurück ins Leben“ bekannt. Darin erzählt er schonungslos offen von der ersten Ecstasy-Erfahrung über die Beschaffungskriminalität mit Diebstahl und Einbruch, die ihn in die Asozialität eines Junkiedaseins und in mehrfache Haft führte. Das Ergebnis ist ein Dokumentarkrimi. Am Ende des schmerzhaften Weges stand die Einsicht: Du musst dein Leben ändern! Hermann Wenning ist ins Leben zurückgelaufen. Er hat seine Krise zu Papier gebracht und ist aufs Siegerpodest zurückgekehrt.
Hallo Hermann, wie fühlt es sich an, wenn du heute an deine Zeit als Junkie zurückdenkst?
Durch mein Buch und die inzwischen über 300 Lesungen habe ich das alles sehr gut verarbeitet. Ich stehe zu meiner Vergangenheit und kann gut darüber reden. Es gibt aber viele Abhängige, die viel schlimmeres erlebt haben, die Prostitution, Gewalt oder Vergewaltigung erleiden mussten. Das ist viel schwerer zu verarbeiten.
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Du hältst ja zahlreiche Vorträge und Lesungen, auch in Gefängnissen. Wie reagiert dein „normales“ Publikum auf deine Geschichte? Und die Häftlinge?
Nirgendwo ist das Publikum so gespannt und interessiert wie im Gefängnis. Ich bin einer von ihnen und halte den Gefangenen praktisch einen Spiegel vor. Natürlich hoffe ich, dass ich viele erreiche, damit sie ihr Leben ändern und ohne Drogen und Kriminalität auskommen. Aber auch „normale“ Zuhörer sind oft sehr beeindruckt, da ich als einzelne Person viele unterschiedliche Lebenssituationen erlebt habe. Ich war extrem drauf und ganz unten. Wenn die Menschen dies mit heute vergleichen, wo ich absolut clean, auch wieder voll sozial und beruflich integriert bin, sind sie schon erstaunt.
Bekommst du Rückmeldungen, dass sich andere Junkies ein Beispiel an dir nehmen und ebenfalls von den Drogen loskommen?
Selten, da ich allerdings auch wenige Drogenabhängige wiedertreffe. Da ich als trockener Alkoholiker auch in Entzugskliniken für Alkohol vorlese, kaufen dann gelegentlich Patienten mein Buch. Da ist es mir schon mehrmals passiert, dass diese ehemaligen Patienten plötzlich Jahre später bei anderen Lesungen auftauchen. Dabei bestätigen mir sie mir dann, dass mein Beispiel Motivation war, ebenfalls trocken zu bleiben.
Du warst ja eigentlich kein Kind aus schwierigen Verhältnissen. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du zu Drogen gegriffen hast?
Da ich nicht über Probleme sprechen konnte und keinen Stress und Frust aushalten konnte, habe ich sehr früh zur Flasche gegriffen. Mit 13 hatte ich die erste Alkoholvergiftung. Mit 18 war ich alkoholabhängig. Mit 31 kamen dann die illegalen Drogen dazu. Wenn man nach einer Droge abhängig ist, kommt die zweite schnell dazu.
Sind Jugendliche deiner Meinung nach heute drogengefährdeter als beispielsweise von 20 oder 50 Jahren?
Ja, das würde ich sagen, denn in dieser schnelllebigen Zeit mit immer schnellerer neuer Technik (Handy, Internet) und auch höheren Leistungsdruck in Schule und Beruf ist es für Jugendliche bestimmt nicht einfacher als früher.
War es deine eigene Idee, den Sport als Weg aus der Sucht zu probieren?
Da ich als Jugendlicher schon Sportler war, habe ich dann eines Tages im Gefängnis die Idee gehabt, mit dem Sport wieder anzufangen. Dazu motiviert hat mich aber mein Bruder, der mich in einem Brief an meine sportliche Vergangenheit erinnert hat. Das Laufen hat mir dann geholfen, von den Drogen wegzukommen.
Hast du dich von Anfang an für das Laufen entschieden oder auch andere Sportarten gemacht?
Im Gefängnis gab es keine anderen Möglichkeiten. Doch das Laufen ist für Abhängige meiner Meinung nach die beste Sportmöglichkeit. Es stabilisiert einen körperlich und auch psychisch. Außerdem werden beim Laufen Glückshormone produziert. Diese Endorphine sind dem Morphin her sehr ähnlich, haben aber keine Nebenwirkungen.
Wie sehen deine weiteren Ziele aus – sportlich, beruflich, privat?
Beruflich bin ich sehr zufrieden und sitze als Straßenwärter bei der Stadt Ahlen in einem sicheren Boot. Sportlich
läuft es nicht so gut, denn ich bin seit fast 4 Monaten verletzt. Erst wenn ich wieder gesund bin, möchte ich konkrete Wettkampfpläne schmieden. Aber ich leide nicht unter Langeweile, denn
zurzeit arbeite ich an einem neuen Buch, in dem ich über meine Zeit als Alkoholiker berichten möchte.
Dann danke ich Dir ganz herzlich für das interessante Gespräch und wünsche Dir erstmal gute Besserung und viel Inspiration für das neue Buch.
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der Athletenportraits
(August 2013)
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