Remo Dippe

Geburtstag: 9. April 1961 
Geburtsort: Heidelberg
Größe: 185 cm
Gewicht: 78 kg
Wohnort: Plankstadt
Erster Triathlon: 1992 Sprintdistanz in Forst
Internetseite: www.rd-bauplanung.de



Deutscher Rekord in Eloy, Arizona, 2008.
Deutscher Rekord in Eloy, Arizona, 2008.
Achterteam auf Rollbrettern. Foto: Skydive Dädalus Eisenach – Deutschlands größte Dropzone.
Achterteam auf Rollbrettern. Foto: Skydive Dädalus Eisenach – Deutschlands größte Dropzone.
Viererteam im Windtunnel. www.fallschirm-eisenach.de
Viererteam im Windtunnel. www.fallschirm-eisenach.de
Schwimmausstieg bei der Olympischen Distanz in Viernheim, 2010.
Schwimmausstieg bei der Olympischen Distanz in Viernheim, 2010.

Remo ist begeisterter Fallschirmspringer – „Skydiver“ – und Triathlet. Wie das zusammenpasst, hat er in einem netten Interview erklärt.


Hallo Remo, die Kombination aus Fallschirmspringen und Triathlon klingt ja zumindest ungewohnt. Was hast Du zuerst gemacht?
Nun ja, zuallererst war ich Fußball-Torwart, habe aber auch sonst gern allerlei Sport getrieben. Als ich dann mit 20 zur Bundeswehr musste, wollte ich diese Zeit nutzen, um etwas ganz Neues zu machen, und so kam ich zu den Fallschirmjägern. Dort öffnet sich der Fallschirm unmittelbar nach dem Sprung aus dem Flugzeug, weil die Aufziehleine automatisch betätigt wird – anders als beim „richtigen Skydiven“, bei dem es ja gerade um den freien Fall geht. Aber ich war neugierig geworden, und machte dann bald meine Fallschirmspringerlizenz.


Und hast Du dann auch noch Fußball gespielt, oder bist Du nur noch gesprungen?
Zum Fußballspielen hatte ich keine rechte Lust mehr, aber es gab eine Art „fliegenden Wechsel“ – nicht nur zum Fallschirmspringen, sondern auch zum Radfahren. Ein Freund hatte mich nämlich überredet, ein Fahrrad zu kaufen und mit ihm zusammen einen Triathlon zu machen. Allerdings hat er sich dann verletzt, so dass ich den Wettkampf allein machen durfte. Der Triathlon gefiel mir zwar wirklich gut, aber ich habe bald darauf meine spätere Frau kennen gelernt und dann andere Prioritäten gesetzt. ;-)
Wettkämpfe habe ich dann „nur noch“ im Fallschirmspringen bestritten.


Im Gegensatz zum Triathlon macht man Fallschirmspringen aber doch nicht allein?
Ich bin ein paar Jahre um die Welt gezogen, war auf vielen Sprungplätzen unterwegs und habe auch viele beeindruckende Menschen kennen gelernt. So sind viele Freundschaften entstanden, die heute noch Bestand haben.
Daraus hat sich auch ein Viererteam entwickelt. Gemeinsam mit einfahren Teamtrainern, haben wir uns damals weiterentwickelt. Teilnahmen an Meisterschaften waren die Folge. Heute sind alle ein wenig älter geworden. Jedoch wird unser Wissen um diesen großartigen Sport Fallschirmspringen In Veranstaltungen und Seminaren weitergeben.


Was macht diese beiden Sportarten für Dich so interessant?
Beim Triathlon faszinieren mich zunächst einmal der Massenstart und das Getümmel beim Schwimmen. Aber auch die Auseinandersetzung mit der Strecke und mit sich selbst. Im Gegensatz dazu ist es beim Springen immer ein Miteinander, und nach einem erfolgreichen Sprung sind die Emotionen viel stärker als nach einem Triathlon-Finish. Besonders bei den wirklich großen Veranstaltungen, die ich in den letzten Jahren öfter mitgemacht habe: Großformationssprünge mit weit über hundert Springern, die dann alle nahezu gleichzeitig in einer irren Massenlandung auf dem Boden ankommen.


Was waren denn das für Großformationssprünge, wo und mit wem?
Mittlerweile treffen wir uns mit Freunden, die ich schon seit teils 25 Jahren kenne, zu zwei, drei großen Events im Jahr. Eines davon war 2008 in Eloy in Arizona, wo wir mit 200 Leuten einen neuen deutschen Rekord gesprungen sind. Alle Teilnehmer waren Deutsche, und damit haben wir als einzige Nation 200 Springer zu einer einzigen Formation zusammenbekommen. Das haben nicht mal so fallschirmverrückte Länder wie die USA, Russland oder Südafrikageschafft. Betrachtet es man über alle diese Länder, stellt diese Riesensache auch einen kleinen Weltrekord dar.


Gratulation! Wie darf ich mir so einen Rekordversuch vorstellen?
Also: Eloy ist zunächst einmal das größte Fallschirmspringerzentrum der Welt mit unzähligen Flugzeugen und auch Unterkünften in der Nähe. Das Ganze übrigens mitten in der Wüste. Dort gibt sich dann auch die Weltelite regelmäßig ein Stelldichein – allerdings nicht wie beim Ironman Hawaii nur für etwa eine Woche, sondern jahrein, jahraus. Hier herrscht das ganze Jahr über Rummel, und man kann hier Springer aus allen Länder dieser Welt treffen. Es ist unglaublich spannend.
Ähnlich wie bei Hawaii mussten sich aber alle 200 Springer für das Event qualifizieren. Nach der Ankunft haben wir erst einige Tage in kleineren Teams trainiert, die dann in immer größere Gruppen zusammengefasst wurden. Und erst am letzten Tag bei der allerletzten Möglichkeit haben wir tatsächlich die Zielformation gesprungen.


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Aus welcher Höhe wird denn beim Fallschirmspringen eigentlich gesprungen?
Das ist unterschiedlich. Im Training springt man meist aus etwa 4.000 Metern Höhe. Dann hat man etwa eine Minute Freifallzeit, um die Formationen zu üben. Bei Wettkämpfen im Vierer- bzw. Achterteam springt man aus 3.000 Metern Höhe und hat vom Zeitpunkt des Exits, also des Losspringens, genau 25 Sekunden Zeit, um möglichst viele Punkte zu holen. Bei unserem deutschen Rekord sind wir allerdings aus 6.500 Metern gesprungen.


Gibt es nach diesem Rekord weitere derartige Projekte?
Ja. 2012 wollen wir mir 250 deutschen Springer wieder nach Arizona.
Wie wird das Ganze denn finanziert? Gibt es Sponsoren?
Nein, in der Regel zahlt jeder seine Reisekosten und alles weitere, wie die Kosten für die Sprünge, selbst.


Das ist aber doch verdammt teuer, oder?
In den USA kostet ein Sprung etwa 21 Dollar, in Deutschland sind es ca. 25 Euro. Wobei echte Freaks einfach nur fürs Springen leben und ihre sonstigen Lebenshaltungskosten so weit reduzieren, dass sie es sich eben leisten können.


Und wie funktioniert das Training? Doch nicht ausschließlich in der Luft?
Bei den großen Formationen gibt es nur die Möglichkeit, die Formation auf den Boden zu stellen. Jeder einzelne Springer nimmt exakt seine Position ein. Das bedeutet, dass der Abstand der Absetzflugzeuge simuliert wird, dann läuft man die Formation auf dem Boden zusammen. Schaut dabei stets aufmerksam nach rechts und links und beobachtet, was dort passiert. Versucht dabei seine, eigene Anflugachse zu der Formation nicht zu verlieren. Ein kleiner Vergleich zum Triathlon ist vielleicht das Freiwasserschwimmen. Bereits vor dem Start sucht man sich seine Schwimmlinie; fokussiert sie und verinnerlich noch einmal die technische Notwendigkeit, effizient zu schwimmen. Ich denke dabei an die Schwimmtechnik sowie die so wichtige Orientierung.
Für Teamspringer in kleineren Gruppen von 4er bis 16er Teams gibt es Rollbretter, auf denen man auf dem Bauch liegend die einzelnen Bilder und jeweiligen Wechsel trainiert. Andererseits gibt es in großen Springerzentren Windtunnel, die wie ein riesiger Föhn ein Luftpolster schaffen, auf dem man dann im Team trainieren kann. Quasi wie eine Gegenstromanlage beim Schwimmen. Man bleibt also immer hübsch in Bodennähe und kann so deutlich länger als bei einem echten Sprung üben. Außerdem spielt dort das Wetter keine Rolle. Wesentlich ist aber der Gedanke, keine Höhe kontrollieren zu müssen. Man ist hier völlig frei und denkt nur an die Technik.


Apropos Wetter. Könnt Ihr nur bei wolkenlosem Himmel springen?
Das kommt auf die Höhe der Wolkenschicht an. Hohe Wolken sind unangenehm aber ungefährlich, denn man fällt einfach hindurch und wird allenfalls nass. Ist die Wolkenschicht aber tiefer als 1000 Meter, herrscht Springverbot, denn das ist die sogenannte Separationszone, in der das Team sich trennt und jeder seinen Fallschirm öffnet. Hier muss absolut klare Sicht sein. Jeder Springer sucht in dieser Phase Abstand zu seinen ummittelbaren Nachbarn, um eben ausreichend Raum für die eigene Schirmöffnung zu haben.


Wie gefährlich ist Fallschirmspringen eigentlich?
Betrachtet man die Anzahl der jährlichen Fallschirmabsprünge mit den daraus resultierenden Unfällen, ist der statistische Wert verschwindend gering. Es ist gefährlicher, bei all den vielen Rasern Deutschlands Autobahnen unterwegs zu sein, als einfach nur aus dem Flugzeug zu springen. Grundsätzlich gilt doch bei allem was wir tun, den nötigen Respekt vor der Sache zu haben.


Jetzt aber noch ein paar Worte zum Triathlon. Wann hast Du nach dem ersten Anlauf wieder damit angefangen?
Ende 2006 begann für mich eine private Krise. Man sucht bekanntlich nach einem Ausgleich. Nach einer Art Werkzeug, um mit diesen vielseitigen emotionalen Themen umgehen zu lernen. So habe ich zuerst wieder damit angefangen, morgens ab 7:00 Uhr regelmäßig mein Schwimmtraining zu absolvieren.
An der Badkasse habe ich einen Flyer gelesen, der für das Buch „Mentales Training für Triathleten“ warb. Das habe ich mir dann gekauft und war fasziniert, denn die darin beschriebenen Methoden sind äußerst vielseitig und auch im normalen Leben einsetzbar – also nicht nur im Sport.
Hier möchte ich noch ein Wesentliches bemerken. Mentales Training bereichert mein Leben: Man lernt dadurch, den Dingen oder auch den Aufgaben, welche uns jeden Tag erreichen, den richtigen Stellenwert zu geben. Ich spreche hier von Gelassenheit und geistiger Flexibilität. Die Worte Überlastung und Stress habe ich aus meinem Wortschatz gestrichen.


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Das freut mich zu hören! Und seither nimmst Du wieder an Triathlonwettkämpfen teil?
Ich besuchte auch bald ein Schwimmseminar, und danach war ich begeistert, was sich mit neuer entsprechender Technik erreichen lässt. Aber nicht nur beim Schwimmen. Innerhalb von zwei Jahren habe ich meine Zeit bei der Olympischen Distanz um 20 Minuten verbessert – und das in meinem fortgeschrittenen Alter!


Hast Du auch schon mal einen Ironman ins Auge gefasst?
Ich habe zwar schon mal bei einer Langdistanz-Staffel den Schwimmpart übernommen, aber für einen Einzelstart fehlt mir bisher noch die Zeit für die nötige Vorbereitung.


Dann wünsche ich Dir für die Zukunft noch viel Spaß, Zeit und Erfolg beim Training und bedanke mich für das nette Gespräch!


(Mai 2011)


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